Dokumentation der digitalen Bundesfachtagung der Fachstelle SprachQultur

Bundesfachtagung der Fachstelle SprachQultur

Am Mittwoch, den 22. Juni 2022, fand die digitale Fachtagung der bundesweiten Fachstelle SprachQultur statt. Im Fokus standen die Qualitätssicherung in der Sprach- und Kulturmittlung und die Finanzierung der Dienstleistung durch gesetzliche Verankerung. Auch kamen Sprach- und Integrationsmittelnde in einer offenen Fragerunde zu Wort.

Rund 80 interessierte Teilnehmer aus Politik und Praxis, Behörden, soziale Träger und in der Sprach- und/oder Kulturmittlung Tätige folgten per ZOOM den Vorträgen der Fachstelle SprachQultur und den Expertenbeiträgen der externen Referenten. Das große Interesse an den Beiträgen zeigte sich auch an der regen Nutzung des Chats, über den Fragen gestellt und Kommentare abgegeben werden konnten.

Dr. Claudia Martini aus dem Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration eröffnete die Fachtagung offiziell mit einem herzlichen Gruß und betonte die Sprachmittlung als wichtigen Baustein im Bereich Integration. Auch bei der neuen Staatsministerin stoße das Thema sprachliche Verständigung auf großes Interesse.

Varinia Fernanda Morales, Koordinatorin der Fachstelle SprachQultur, stellte in ihrem Redebeitrag die Ziele und Aktivitäten der Fachstelle SprachQultur vor. Die Zuschauer erfuhren, wofür die Fachstelle Sprachqultur steht und was in der ersten Projektförderphase geleistet wurde. Frau Morales referierte in diesem Zusammenhang über den aktuellen Stand der staatlichen Anerkennung einer Fortbildungsverordnung des Berufs Sprach- und Integrationsmittler und dessen zukünftige Ausrichtung. Sie betonte dabei die gesamtgesellschaftliche Relevanz professioneller Sprach- und Kulturmittlung und die Notwendigkeit diese über eine bundesweite Anerkennung in alle Bundesländer zu übertragen.

Birgit Naujoks, Teil der Projektleitung der Fachstelle SprachQultur, warf in ihrem Beitrag einen differenzierten Blick auf die beiden Aspekte Sprachmittlung vs. Kulturmittlung, mit der sich die Fachstelle SprachQultur in ihrer Arbeit befasst. Während im Bereich der Sprachmittlung zwischen schriftlicher und mündlicher Übertragung zu unterscheiden sei, ließe sich der Bereich der Kulturmittlung in drei verschiedene Ausrichtungen unterteilen. Die Zuordnung zu einem der Bereiche innerhalb der Kulturmittlung bzw. auch zwischen der Sprach- und Kulturmittlung sei nicht immer einwandfrei möglich. Eine wichtige Erkenntnis sei aber, dass beide Aspekte selbständige Bereiche seien, die zusammenwirken können und manchmal sogar müssen.

Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer, Dr. Dietrich Munz, widmete sich in seinem Vortag der Finanzierung von Sprach- bzw. Sprach- und Kulturmittlung in der psychotherapeutischen Behandlung und skizzierte die dahingehenden Bemühungen der Bundespsychotherapeutenkammer in den letzten Jahren. Er betonte die Relevanz einer qualitativen Sprachmittlung unter Einbeziehung von Kulturmittlung.

Wolfgang Wendelmann, im Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen im Referat 424 für Kriminalprävention, Opferschutz und kriminalpräventive Landesprojekte zuständig, nahm in seinem Vortrag die Sprach- und Kulturmittlung im Bereich Kriminalprävention in den Blick und machte deutlich, dass im gesellschaftlichen Miteinander gegenseitigen Verständnis unabdingbar sei. Für erfolgreiche Integration müsse nicht nur Sprache gedolmetscht werden, sondern wechselseitig auch Kultur. Das Innenministerium Nordrhein-Westfalen arbeite in der kriminalpräventiven Initiative „Kurve kriegen“ daher seit Jahren mit Sprach- und Integrationsmittlern, welche wertvolle Beiträge leisteten und zur interkulturellen Verständigung beitrügen.

Marion Winterscheid, Integrationsbeauftragte der LVR-Klinik Bonn und Sprecherin der Integrationsbeauftragten aller LVR-Kliniken, betonte in ihren Beitrag das Thema Versorgungsgerechtigkeit und stellte Maßnahmen des Landschaftsverbands Rheinland vor, um dieses Ziel zu erreichen. Ein Baustein sei die Behebung sprachlicher und kultureller Barrieren durch Sprach- und Integrationsmittler. Konsequenzen bei mangelnder sprachlicher und kultureller Verständigung seien Fehl-, Unter- und Überversorgung und damit einhergehendes menschliches Leid, aber auch wirtschaftliche Nachteile.

Darüber hinaus kamen Sprach- und Integrationsmittler zu Wort und sprachen anhand praxisnaher Beispiele über ihre Arbeit. Hier wurde deutlich, wie vielfältig die Einsatzfelder der Tätigkeit sind. Die Sprach- und Integrationsmittler betonten auf Grundlage ihrer Erfahrung die Relevanz professioneller Ausübung von Sprach- und Kulturmittlung schon allein aufgrund sensibler Einsatzfelder, in denen wichtige Fragen geklärt werden müssen. Kurzschulungen seien in vielen Fällen nicht ausreichend, um adäquate Kompetenzen für die Ausübung der Tätigkeit zu erlangen.

Abschließend resümierten Varinia Fernanda Morales und Birgit Naujoks, dass es in der Sprach- und Kulturmittlung in Deutschland einige Aspekte gebe, die noch bzw. immer wieder diskutiert werden und auch bezüglich der Implementierung der Sprach- und Kulturmittlung noch einiges zu tun gebe. Alle im Themenfeld tätigen Akteure seien eingeladen, sich in den verschiedenen Prozessen und Themen der bundesweiten Fachstelle SprachQultur zu beteiligen. Nur gemeinsam könne das Ziel, die professionelle Sprach- und Kulturmittlung in der Gesellschaft als Selbstverständlichkeit zu verankern, erreicht werden.

 

Programm

15:00 Uhr  I  Begrüßung

Dr. Claudia Martini, Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Referat AS 2


15:10 Uhr  I  Die bundesweite Fachstelle SprachQultur zieht eine este Bilanz

Varinia Fernanda Morales, Koordinatorin Fachstelle SprachQultur (Sprach- und Kulturmittlung in Deutschland)


15:30 Uhr  I  Sprachmittlung versus Kulturmittlung

Birgit Naujoks, Projektleitung, bundesweite Fachstelle SprachQultur


15:45 Uhr  I  Qualitätssicherung in der Sprachmittlung bei psychischen Erkrankungen in Erwartung einer gesetzlichen Verankerung in SGB V

Dr. Dietrich Munz, Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK)


16:00 Uhr  I  Offene Fragerunde an Sprach- und Integrationsmittler:innen - Teil 1  

Dina Lubritz, Sprach- und Integrationsmittlerin

Inan Durmus, Sprach- und Integrationsmittler


16:15 Uhr  I  Transparenz und klares Rollenverständnis für Auftraggeber:innen beim Einsatz von Sprach- und Integrationsmittler:innen

Wolfgang Wendelmann, Referat 424 – Kriminalprävention, Opferschutz, kriminalpräventive Landesprojekte, Ministerium des Innern des Landes Nordrhein-Westfalen


16:30 Uhr  I  Qualitätskriterien von Sprach- und Integrationsmittler:innen für Auftraggeber:innen transparent kommunizieren

Marion Winterscheid, Integrationsbeauftragte der LVR-Kliniken, Dezernat Klinikverbund und Verbund Heilpädagogische Hilfen, Koordinatorin für Flüchtlingshilfe 


16:45 Uhr  I  Offene Fragerunde an Sprach- und Integrationsmittler:innen - Teil 2

Fariba Arabi, Sprach- und Integrationsmittlerin

Fehaad Muhammed, Sprach- und Integrationsmittler


Abschlusswort

Varinia Fernanda Morales & Birgit Naujoks, bundesweite Fachstelle SprachQultur


Moderation 

Anna Billharz

 

 

Referenten

 

Aufzeichnung der Bundesfachtagung

Zeitnah werden wir Ihnen hier auch die Aufzeichnung der Bundesfachtagung zur Verfügung stellen.

 

PowerPoint Präsentationen der Referierenden

Gerne können Sie die PowerPoint Präsentationen der Referenten herunterladen, indem Sie die entsprechende Startfolie anklicken.